Richard Newman
Alma Rosé. Wien 1906 – Auschwitz 1944
Eine Biographie
Richard Newman mit Karen Kirtley
Aus dem Englischen übersetzt von Wolfgang Schlüter.
Mit einem Vorwort von Anita Lasker-Wallfisch.
480 Seiten
Fadenheftung, fester Einband, Format 17 x 24 cm
€ 34
ISBN: 978-3-931135-66-9
Erschienen: 2003
Alma Rosé entstammt dem musikalischen Adel des Wiens der Jahrhundertwende. Ihre Eltern waren Arnold Rosé, Konzertmeister der Wiener Philharmoniker und Leiter des berühmten Rosé-Quartetts, und Justine Mahler, Schwester Gustav Mahlers ihre Patentante war Alma Mahler-Werfel. Kein Wunder, daß aus dem hochbegabten Mädchen eine Geigenvirtuosin wurde, die mit ihren »Wiener-Walzermädeln« kreuz und quer durch Europa tourte.
Nach dem »Anschluß« Österreichs mußte die jüdische Familie emigrieren. Alma und ihr Vater gingen nach London. Um Geld zu verdienen, trat Alma Rosé weiter in Holland auf, so lange, bis es zu spät war und sie nicht mehr nach London zurückkonnte.
Im Dezember 1942 floh sie aus dem besetzten Holland, wurde in Dijon von der Gestapo verhaftet und im Juli 1943 nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Bis zu ihrem Tod im April 1944 leitete sie die Lagerkapelle, das sogenannte Mädchenorchester.
Der kanadische Musikkritiker Richard Newman zeichnet ein eindrückliches Bild dieser komplexen Persönlichkeit zwischen Glamour und Tragödie. Die sehr gründlich recherchierte Biographie verdankt ihren Reichtum der Korrespondenz der Familien Mahler und Rosé, aus dem Nachlaß von Almas nach Kanada emigriertem Bruder Alfred Rosé.
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Alma Rosé war im wahrsten Sinne die Leiterin unseres Orchesters. Sie zog uns alle in den Bann ihres Wahns, aus dem Repertoire, das wir spielten, etwas Perfektes zu machen. Wer von uns überlebte, verdankt es ihr. Sie war eine stolze Frau – würdevoll und unnahbar.
(Anita Lasker-Wallfisch, Cellistin in der Frauenkapelle Auschwitz-Birkenau)
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Wann glaubst Du wird es für uns ein Wiedersehen geben? Dieses nicht leben kann man doch nie nie mehr nachholen.- Wenn ich nur wüßte wie es Vati geht – ich habe schon so lange nichts von ihm gehört … Ich spiele jetzt oft vierhändig – da denke ich oft, wie wir das miteinander getan haben …
Alma Rosé am 20. November 1941 aus Utrecht an Alfred Rosé in die USA. Es war der letzte Brief, der ihn erreichte.
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Leseprobe
Anny Kux sandte Alma beste Wünsche zu ihrem 36. Geburtstag und fügte hinzu, sie versuche, eine Einladung an Alma für einen Auftritt in der Tschechoslowakei zu organisieren. Solche Einladung müsse sich als nutzlos erweisen, antwortete Alma in einem Brief vom 7. November 1942, da sie nie eine Ausreisegenehmigung bekommen werde:
»Meine Liebste Anny – Innigsten Dank für alle lieben Geburtstagswünsche – ich habe mich so gefreut, daß Du daran gedacht hast. Liebe – sei nicht traurig, wenn Du nichts von mir hörst. Gewöhnlich geht es da nicht zum besten. Alfis Schwester war im August weg – sie hatte einen Schock, von dem sie sich lange nicht erholen konnte … Von Vati hatte ich gestern einen Rotekreuzbrief – alles ist da gut gottlob! … Ich kann das Alleinleben kaum mehr ertragen, Annie [sic]- ich war doch früher nie allein – ich habe immer dieses umsorgte Zuhause gehabt. Und jetzt schon 3 Jahre – immer allein! Wird das nie zu Ende sein? – Du, bitte schreibe mir doch regelmäßig alle 14 Tage – ich werde es auch tun. – Ich spiele jetzt oft Kammermusik – möchte, wenn ichs erlebe, doch später Vatis Quartett weiterführen. Ich habe mich wieder (scheinbar immer 3 Jahre nach einer argen Trennung) rettungslos verliebt – er ist Arzt – 30 Jahre und geht Ende November in eine andere Stadt – ist das nicht Pech? Aber vielleicht besser so – ich könnte doch unmöglich auf die Dauer hier leben – wenigstens rede ichs mir ein. Aber die Einsamkeit ist auch unerträglich – wenn Du den Brief vorliest, laß den Schluß bitte aus. Euch allen alles, alles Liebe – Dir und Deiner Mutti einen innigen Kuß
Alma«