Wolfgang Kubin
Das neue Lied von der alten Verzweiflung

Gedichte
Nachwort von Joachim Sartorius

Wolfgang Kubin erhält den Staatspreis der Volksrepublik China.
116 Seiten
Fadenheftung, fester Einband
€ 15
ISBN: 978-3-931135-44-7
Erschienen: 2000
Umschlag: Naofumi Maruyama

bestellen bei Kohlibri


»Das neue Lied von der alten Verzweiflung« ist der erste Gedichtband des Sinologen und Übersetzers Wolfgang Kubin.

»Wir entdecken einen grüblerischen Melancholiker, der ein genaues Auge hat, die Gabe zur bitteren Lakonie in extremer Verknappung, einen Moralisten, der nie moralisiert und uns ernste, oft hart gefügte, spröde Gedichte schenkt, die wenig Duldsamkeit mit dem Leser haben, von ihm aber Reaktionsfähigkeit erwarten und Bereitschaft zur Recherche.«
Joachim Sartorius

Wolfgang Kubin, geb. 1945 in Celle, Übersetzer aus dem Chinesischen (u.a. Bei Dao, Yang Lian, Leung Ping-kwan), Essayist und Lyriker, lebt nach vielen Jahren in Berlin heute in Bonn und Wien. Lyrik von Wolfgang Kubin erschien u.a. in »Sprache im Technischen Zeitalter« und »Akzente«. Die Gedichte des Bandes entstanden zwischen 1995 und 1999.
____________________
Verdienste um die chinesische Literatur
Wolfgang Kubin erhält den Staatspreis der Volksrepublik China.

Die Auszeichnung wird am 29. August in der Großen Halle des Volkes in Peking zum insgesamt erst zweiten Mal verliehen. Mit der Auszeichnung werden Personen geehrt, die sich in besonderer Weise um die chinesische Buchkultur verdient gemacht haben.

Wie die Universität Bonn heute weiter mitteilt, werden bei der Preisverleihung im Rahmen der Pekinger Buchmesse auch der deutsche Kulturstaatsminister Bernd Neumann und der chinesische Minister für Presse und Publikationen Liu Binjie anwesend sein.

Wolfgang Kubin hat seit 30 Jahren zahlreiche bedeutende wissenschaftliche Werke publiziert und dabei auch die kritische Auseinandersetzung nicht gescheut. Zuletzt trat er als Herausgeber und Autor der Bonner Geschichte der chinesischen Literatur in zehn Bänden hervor.

Ebenso hat er sich als Übersetzer chinesischer Literatur einen Namen gemacht. Darunter sind auch Werke chinesischer Dissidenten, die in China der Zensur unterliegen. Zuletzt stieß Wolfgang Kubin im Oktober vergangenen Jahres durch seine kritischen Thesen zum Zustand der chinesischen Gegenwartsliteratur eine landesweite kontroverse Debatte an.

Deutschland ist in diesem Jahr Gastland der Pekinger Buchmesse, die am 30. August offiziell eröffnet wird. Schon im Oktober kann sich Kubin über eine weitere Auszeichnung freuen: Dann erhält er den höchst dotierten Literaturpreis des chinesischen Kulturraumes, den Pamir International Poetry Price.

——————————————————-

Leseprobe

SENTIMENTALES

Du ziehst die alten Kleider hervor
und sagst: Dies ist der Winter.
Ich hebe die Kastanien auf
und sage: Dies ist Beginn.
Die fallenden Blätter
sind das Bett des Lebens,
sind der Tisch des Todes, sagst du.

Wenn dann alle Farben fort sind,
werden wir eine Farbe nur sein,
die Farbe, die uns nicht läßt,
die Farbe unter dem Eis.