Johannes Muggenthaler
Regen und andere Niederschläge
oder Die falsche Inderin

Roman
Mit 18 Photographien des Autors

Umschlag: Forssman de Jong, Johannes Muggenthaler (Foto)
In Zusammenarbeit mit der Galerie Mosel & Tschechow
192 Seiten
Fadenheftung, fester Einband
€ 19
ISBN: 978-3-931135-68-3
Erschienen: 2002

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Ludwig Liebknecht ist Installationsmeister, überaus erfolgreich und angesehen, einer, der mit Leidenschaft ans Werk geht, ein souveräner Herrscher über das Urelement Wasser. Die schöne Ehefrau das stilvolle Zuhause geraten ihm dabei etwas aus dem Blick. Da erfährt er, daß seine Frau ihn betrügt. Mit den Informationen des Privatdetektivs macht er sich auf zum Nebenbuhler, verfolgt ihn, stellt ihn, schlägt ihn nieder – und hat den Falschen erwischt. Das katapultiert ihn geradezu aus seiner bisherigen Existenz. Ohne große Umstände, ganz in der Nähe seines alten Lebens, wechselt er vollständig die Identität. Er wird zum erfolglosen Komponisten Silvio Parsefall, zieht in die Vorstadt, in eine möblierte Reihenhaushälfte. Sein Vermieter, ein besessener Bauunternehmer, dessen manischer Chauffeur, die Nachbarin, eine falsche Inderin, in die er sich verliebt, und deren hellsehender Ehemann bestimmen nun sein Leben. Mehrere mysteriöse Todesfälle folgen, und mit den Leichen im Kofferraum beginnt eine Odyssee entlang den Wassern der Donau.
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Leseprobe

Alles Leben stieg aus dem Wasser, so auch der Installationsmeister Ludwig Liebknecht. Als Handwerker war er durch das fleißige Üben von Griffen kenntnisreich geworden.

Da riefen die Mieter, da riefen die Hauseigentümer nach Ludwig. Der kam. Er schweißte, stopfte, vernähte und brachte zur Ruhe. Und ließ wieder laufen in geordneten Bahnen. Wie ein kleiner Heiland arbeitete Ludwig segensvoll zwischen all den Ärgernissen. Er wußte gut: Mißgeschicke waren der Wohlstand des Installationsgeschäfts Ludwig Liebknecht.
Hatte er dann Ordnung geschaffen in den Küchen und Toilettenräumen, so blickte er in dankbare Gesichter. Davongekommene, Gerettete aus den maßlosen Händen der Urgewalt, die sie in den Abgrund zu reißen gedroht hatte.
Gerne beglichen sie die Rechnung. So war Ludwig immer von derselben Sonne beschienen. Er war stolz. Ein so weites, verzweigtes System wie das der Wasserrohre konnte niemals sich selbst überlassen werden. Immer bedurfte es seiner Betreuung, seiner Zuwendung. Immer würde er wichtig sein, wohlhabend und gesucht.
So hätte Ludwig eigentlich glücklich sein können, aber seine Frau betrog ihn. Das gehörte zu den Dingen, von denen Ludwig nichts verstand. Hatte er nicht alles für sie getan? Nun lernte Ludwig die Kehrseite seines Fleißes kennen, seiner fleißigen Abwesenheit. Er hatte zuviel Zeit in den Toilettenräumen verbracht, zu viele Rohre repariert.
Aber war es sein Fehler, daß er, wenn er dort war, nicht auch noch hier sein konnte?
Es war Vernachlässigung. Es war die fehlende Huldigung blonder Schönheit, die im Schlafzimmer vor dem Spiegel hin und her ging. Nicht gehuldigte, an sich verzagende, weil nicht gesehene Schönheit. Schönheit, der die Blicke fehlten, die Aufmerksamkeit der Straße, Schönheit, die nicht herumkam. Wie ein gefangener Leopard, der im Käfig allmählich seinen Glanz verliert, erlitt Ludwigs Frau die Sinnlosigkeit ihres beengten Daseins. Melancholisch feilte sie ihre Nägel im schmucken Handwerkerheim.
Sorgsamgepflegte Füße strichen sanft über den glatten Marmorboden, vom patenten Mann selbstgefliest. In diesem einsamen Reich gab es Hähne, die niemals tropften, und Badewannen aus dickem, unzerkratzbarem Material.

Handwerker sind kleine Medizinmänner

Wieder an die Liebe glauben! Neue Gefahren suchen!

Eines der vielen Mäuler des großen Menschentiers

Durch die ganze Welt fahren und es nicht bemerken

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