Jörg W. Gronius
Ein Stück Malheur

Roman
Ben Witter Preis 2007 an Jörg W. Gronius
180 Seiten
Fadenheftung, fester Einband
€ 19
ISBN: 978-3-931135-48-5
Erschienen: 2000

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Eine Berliner Kindheit um 1950, ein halbes Jahrhundert nach Walter Benjamin. Aus der Sicht des begabten Kindes entfaltet sich das Drama der Alphabetisierung aus der Dumpfheit des Vergangenen, an das niemand erinnert werden will. Ein Schelmenroman zwischen Horror und Groteske.

Jörg W. Gronius, geb.1952 in Berlin. 1979-1982 Dramaturg an der Schaubühne Berlin. Regiemitarbeit: Wiener Burgtheater, Freie Volksbühne, Staatliche Schauspielbühnen, Berlin, Deutsches Schauspielhaus, Hamburg. Schriftsteller und Publizist.
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Ben Witter Preis 2007 an Jörg W. Gronius

Hamburg (ots) – Der Vorstand der Ben Witter Stiftung, dem Aloys Behler, Joachim Kersten, Rolf Michaelis und Theo Sommer angehören, vergibt den diesjährigen mit Euro 15.000,- dotierten Ben Witter Preis an den 1952 in Berlin geborenen Schriftsteller Jörg W. Gronius. Die Ben Witter Stiftung zeichnet Jörg W. Gronius für seine Romantrilogie Ein Stück Malheur, Der Junior und Plötzlich ging alles ganz schnell aus. Diese Romane sind in den Jahren 2000, 2005 und 2007 im Weidle Verlag, Bonn, erschienen. Der Autor schildert darin seine Berliner Kindheit, Jugend und Studienzeit witzig, melancholisch und grotesk – es ist ihm damit ein szenenreiches Diorama der 1950er, 60er und 70er Jahre gelungen.

Die Verleihung des 13. Ben Witter Preises an Jörg W. Gronius findet am Mittwoch, 12. Dezember 2007, 20.00 Uhr, im Literaturhaus Hamburg, Schwanenwik 38, 22087 Hamburg, statt. Die Laudatio auf den Autor hält Bettina Clausen, Professorin für Neuere deutsche Literatur an der Universität Hamburg.

Stifter des Ben Witter Preises ist der am 12.12.1993 verstorbene Hamburger Schriftsteller und ZEIT-Autor Ben Witter, dessen beste Werke von Rolf Michaelis in dem Band “Moment mal! 121 Versuche, den Augenblick zu retten” versammelt sind, erschienen 2007 im Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg.

Diese Pressemitteilung finden Sie auch unter presse.zeit.de.

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Leseprobe
Tante Lucie starb an Leberzirrhose. Natürlich dachte ich, das hätte etwas mit Hose zu tun. Mir Tante Lucie in Hosen vorzustellen gelang erst nach Minuten. »Was gibt's da zu lachen?« Das war keine Frage, sondern eine Drohung. Immer wurde mir gedroht. Meist wurde die Drohung wahr gemacht. Prügel oder Einsperren oder beides. Der Grundkonsens war meine Demütigung. Der Grundkonsens der zwei Frauen, denen ich ausgeliefert war: meiner Mutter und meiner Großmutter mütterlicherseits. Sie haßten einander. Ihren Haß verbargen sie voreinander aus Feigheit. Jede fürchtete die andere und ihre Gemeinheiten. Sie kannten sich gut und fürchteten einander. Mich hatten sie nicht zu fürchten. An mir konnten beide ihren Haß austoben. Das ließen sie sich nicht nehmen. Meine Zuflucht war immer Tante Lucie. Jetzt war sie tot. Ich war ohne Hoffnung.