Friedrich Hollaender
Von Kopf bis Fuß
Lebenserinnerungen
Mein Leben mit Text und Musik
Erstveröffentlichung: 1965
Wiederveröffentlichung: 1996
396 Seiten, Abbildungen
fadengeheftete Broschur
€ 24,50
ISBN: 978-3-931135-17-1
Erschienen: 1996
Herausgeber: Volker Kühn
Umschlag: Rainer Gross
– leider vergriffen –
Von Kopf bis Fuß – auch wer Friedrich Hollaender nicht kennt, weiß, aus welchem Song diese Worte stammen. Marlene Dietrich wurde damit ein Star und verdankt dies nicht zuletzt dem Komponisten und Texter. Wie es dazu kam, erzählt Hollaender (1896-1976 ) ausführlich in seiner Autobiographie. Und nicht nur das: Er läßt das Panorama der Zwanziger Jahre wiedererstehen, die große Zeit der Kabarett-Revuen mit Namen wie Kurt Tucholsky und Walter Mehring, die Texte zu Hollaender-Melodien schrieben, und Paul Graetz, Blandine Ebinger, Curt Bois und so vielen anderen, die diese Songs dann verkörperten. Doch das alles 1933 mußte Hollaender aus Deutschland fliehen, zuerst nach Paris und dann nach Hollywood, wo er eine zweite Karriere als Filmkomponist begann, die ihn wieder mit den alten Berliner Freunden zusammenbrachte. Billy Wilder, Ernst Lubitsch, Joe May, Peter Lorre, Franz Waxman und natürlich Marlene Dietrich. 1956 nach Deutschland zurückgekehrt, läßt er sich in München nieder, macht wieder Kabarett und schreibt schließlich seine Erinnerungen, die 1965 erstmals erschienen sind.
»Wer ihn und seine Sachen schätzt und liebt, wird seine Freude an dem witzigen und wehmütigen, dem charmant boshaften und versöhnlich aufrichtigen Buch haben.«
(FAZ, 11.9.65)
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Leseprobe
»Du mußt mir einen Gefallen tun. Einen Riesen-Riesen-Riesengefallen. Es ist mir so wichtig wie überhaupt noch nie etwas in meinem Leben. Bist du noch da?«
Ich antwortete: »Wenn du deinen Bechstein-Flügel ins Badezimmer willst, mach ich dich drauf aufmerksam: allein kann ich ihn nicht tragen. Am hinteren Ende mußt du mithelfen.«
»Mach doch keinen Quatsch. – Kennst du Unterwelt?«
»Ein paar sind mir schon begegnet.«
»Nicht doch. Unterwelt von Sternberg. Dem aus Amerika. Den Film. Von Von Sternberg«
»Wieso sagst du zweimal von?«
»Er ist hier. In Berlin!«
»Von ist in?«
»Berlin. Ist das toll?«
»Ganz toll. – Warum?«
»Er soll für die Ufa einen Film machen. Tonfilm natürlich. Nach dem Roman: Professor Unrat«
»Aha. Von Heinrich von Mann.«
»Ja. Denke dir! Der blaue Engel.«
»Du hast doch eben Unrat gesagt.«
»Neuer Titel. Und da ist doch die Rolle drin, die Bumslokal-Sängerin, die Künstlerin Fröhlich, erinnerst du dich, die den Unrat ruiniert …«
»Also doch Unrat.«
»… so ein Biest, verstehst du, vulgär aber sexy – – -, du sagst ja gar nichts.«
»Ich warte.«
»Wo war ich?«
»Bei vulgär.«
»Na ja, du kennst mich doch, wie ich die hinlegen kann, diese Mischung. Merkst du noch immer nichts? Stell dir vor: ich hab die Gelegenheit, ihm vorzusingen! Wenn ich sofort nach Babelsberg komme! Kannst du sofort nach Babelsberg kommen?«
»Wieso ich?«
»Mein Goldjunge! Ich will doch deine Lieder vormachen. Die ich von dir gesungen habe. Die Chance meines Lebens! Wenn du mich begleitest.«
»Nach Babelsberg?«
»Auf dem Klavier! Das tust du doch, das machst du doch, nicht wahr? Für deine Luschi? Denk doch nur: Jannings!«
»Jannings soll ich auch begleiten?«
»Unsinn! Nur für mich! Für Von
»VAN!« korrigierte ich.
»Wann! Sofort! Ich sag dir doch!«
»VAN heißt er. Van Sternberg.«
»Ach so. Von – – – Van – – – das ist doch jetzt egal! Tust dus? Holst du mich ab?«
»Ich bin noch nicht angezogen.«
»Mein Goldjunge, du brauchst nicht angezogen zu sein! Ich muß angezogen sein! Wie soll ich mich anziehn?«
»Na, so wie die Künstlerin Fröhlich wahrscheinlich angezogen ist. Ein Flitterkleid oder so was. Hast du das?«
»Oder soll ich gehn, wie ich bin?«
»Wie bist du?«
»Vorläufig noch im Pyjama. Aber ich kann in einer halben stunde fertig sein. Du bist ein Schatz! Hupe – und ich bin unten! – Du meinst, ich soll doch lieber nicht das Flitterkleid – -? Vielleicht denkt er, ich will ihn beeinflussen.«
»Wen?«
»Von.«
»VAN. – Das willst du doch.«
»Was?«
»Ihn beeinflussen.«
»Du hast recht. Ich bleibe doch lieber, wie ich bin.«
»Im Pyjama.«
»Du bist ein Schatz! Hupst du?«
»Im Moment nicht.«
»Halbe Stunde! Wiedersehn!«
Knack.
Die schönste Hollaender-CD der letzten Jahre gibt es hier