June Jordan
Abschiedskuß für Gott
Gedichte. Englisch und deutsch
Herausgegeben und mit einem Nachwort von Julia Sattler und Walter Grünzweig.
Übersetzt von Amerikanistinnen und Amerikanisten der Technischen Universität Dortmund.
Einbandzeichnungen von Max Cole.
ca. 180
fadengeheftete Broschur
€ 19
ISBN: 978-3-938803-59-2
Erschienen: Oktober 2013
Umschlag: Max Cole
Copyright © 1997, 2002 by the Estate of June Jordan Translated from the English language: KISSING GOD GOODBYE. Poems 1991-1997 First published: 1997 by Anchor Books, New York
»Poetry for the People« – so hieß das Projekt, das June Jordan 1991 (als Professorin) in Berkeley ins Leben rief und das bis heute besteht. Poetry for the People bedeutete für sie eine Lyrik, die, fern aller Selbstbezüglichkeit, im Leser Aufmerksamkeit und Anteilnahme weckt.
June Jordan, das Kind jamaikanischer Einwanderer, das bereits mit sieben Jahren zu schreiben begann, die enorm erfolgreiche Lyrikerin, war ganz aus ihrer Poesie heraus Hochschullehrerin und politische Aktivistin, Afro- Amerikanerin und Feministin. Das »damn black devil child«, wie der strenge Vater sie nannte, ging mit unbeirrbarem Mut durch alle Bereiche des amerikanischen Lebens. Sie hat mit ihren Versen der Theorie der Gender Studies eine Melodie gegeben und mit ihrem Vertrauen auf die universell emanzipatorische Kraft von Lyrik die Nachfolge Walt Whitmans angetreten.
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June Jordan (1936 – 2002) ist in den USA eine der anerkanntesten Autorinnen ihrer Generation. Vom Jahr 1969 bis zu ihrem Tod publizierte sie 28 Bücher, darunter Lyrik, Essays und Werke für Kinder.
Abschiedskuß für Gott aus dem Jahr 1997 zeichnet sich durch seine Vielfalt aus: sehr lange und sehr kurze Stücke, traditionelle und experimentelle Texte; philosophische Gedichte und religionskritische Lyrik, Liebesgedichte und politische Texte, die explizit die US-Außenpolitik und die Gewalt als Machtmittel der »westlichen« Welt kritisieren. Gemeinsam ist allen die Stimme des Selbstbewußtseins, eines grundsätzlichen intellektuellen, politischen und auch lyrischen Widerstands gegen jede Form von Unterdrückung.
»Jordan läßt uns an Achmatova, an Neruda denken. Sie gehört zu den mutigsten unter uns, zu den zornigsten. Sie fühlt mit allen. Sie ist die universale Dichterin.«
Alice Walker
»Poetry for the People« – dem Konzept folgt auch die Übersetzung dieses Bandes, die das kollektive Ergebnis der Arbeit von insgesamt über 50 vornehmlich studentischen Übersetzern und Übersetzerinnen ist. Sie verbindet die Vielfalt kulturellen Wissens und persönlicher Erfahrungen und bildet so eine Analogie zur globalen Perspektive der Lyrik June Jordans.
Gedicht in Fortführung eines Gesprächs
Tags oder nachts
sich verändernd
bleiben Worte nie dieselben
Klänge gebunden an ein Gehirn
ohne meinen Mund
Alte Silben
streben
fort vom Licht
die Enthüllungen
eines flüchtigen
oder festen Blicks
widerlegen
statistische Ungerechtigkeiten
wie null
diese Art zu leben
oder jene
Blaubeeren
Büffel
nichts nirgendwo
ausgestorben
Wenn du wenn ich
wenn wir
bloß
ehrlich sind