Max Cole
Quintessence over Time
Mit Statements von Max Cole aus einem Interview mit Stephen Zaima und einem Essay von Matthias Bleyl.
96 Seiten, Deutsch/Englisch, 21×29 cm, mit zahlreichen Farbabbildungen
Fadenheftung
€ 25
ISBN: 978-3-938803-32-5
Erschienen: Februar 2011
Herausgeber: Gisela Clement, Michael Schneider
Anläßlich der Ausstellung »Quintessence over Time«, kunstgaleriebonn.
Max Cole, geboren 1937, Malerin und Zeichnerin, lebt und arbeitet in Ruby, New York. Ihre Werke sind in zahlreichen Museen vertreten, darunter dem Museum of Modern Art, New York, dem Metropolitan Museum of Art, New York, dem Kolumba Diozesanmuseum, Köln.
Meine Arbeiten sind präzise auf eine gewisse Art und Weise, aber sie sind nicht mathematisch präzise. Ich hatte nie ein wirkliches Interesse an Perfektion. Das Gegenteil ist richtig. Die Zartheit und Verletzbarkeit der frei gezeichneten Linie ist unglaublich schön, und ich schätze sie mit der Zeit immer mehr.
———————-
LESEPROBE:
Farbe, Linie, Ritzung
Manchmal alterniere ich in einem Bild: Zonen, die geschliffen sind, also aus etwa 60 Schichten Grundierung bestehen, wechseln mit Zonen roher Leinwand. Auf beiden arbeite ich innerhalb eines einzigen Bildes. Das tue ich immer. Es ist extrem schwierig, denn man muß die Zonen der unbehandelten Leinwand komplett abkleben, damit keine Farbe hineinläuft. Heute kann ich das, aber ich brauchte sehr lange, um herauszufinden, wie es geht. Es ist sehr interessant. Manchmal wurden die Oberflächen der Leinwand so dick durch die vielen Grundierungsschichten, daß ich in diese Schichten hineinarbeitete, so daß es architektonisch wurde. Das tue ich auf zwei verschiedene Arten. Einmal klebe ich etwa 30 Schichten ab, und wenn man dann das Klebeband entfernt, hat man diese Rillen. Die andere Methode ist, eine Klinge zu benutzen, eine sehr scharfe Klinge. Man muß sehr vorsichtig die Rille einschneiden und die Farbe entfernen. Was dabei passiert, ist äußerst interessant: Man bekommt zwei Linien, besonders wenn ich auf einem sehr dunklen Grund arbeite. Eine tiefschwarze Linie, die durch den Schatten entsteht, denn das Licht kommt stets von oben, die Fläche orientiert sich zur Sonne hin, nimmt sie in einem Winkel von einer Seite zur anderen auf, immer vertikal ausgerichtet, denn natürliches Licht kommt nie von unten. Die andere Seite der v-förmigen Rille wird zur Lippe, die Lichtreflexe aufnimmt. Und so wird sie zu einer hellen weißen Linie, selbst wenn ich auf einem schwarzen Bild arbeite. Das ist natürlich übertrieben, denn sie hat einen Schatten, der samtig schwarz ist. Und es ist sehr riskant, denn der Schnitt muß äußerst präzise sein, damit man nicht in die Leinwand schneidet. Zum zweiten muß der Schnitt ganz sauber sein, damit man den Schatten bekommt. Ich verwende scharfe Rasierklingen, Hunderte davon. Große Rasierklingen.