Michel Matveev
Die Gehetzten

Roman
Aus dem Französischen und mit einem Nachwort von Rudolf v. Bitter.

Einbandzeichnung von Rimma Arslanov

Gestaltung: Friedrich Forssman
232 Seiten
fadengeheftete Broschur
€ 23
ISBN: 978-3-938803-23-3
Erschienen: Februar 2010

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Eine Familie auf der Flucht. Mit ihrer Mutter, ihren Frauen und einem Kind wollen zwei Brüder, beide Volkssänger, den russischen Pogromen von 1919 entkommen und geraten in die Fänge der rumänischen Staatssicherheit. Ihre Verzweiflung in den Haftanstalten und Asylen, die anschließende Irrfahrt über das Mittelmeer und ihr Elend in Paris erzählt Matveev aus eigenem Erleben in einer Form, die sowohl an biblische Texte wie an Kafkas Weltsicht erinnert: Die Figuren bleiben anonym, sind einem unkontrollierbaren Geschehen ausgeliefert, das sie in der Art einer tödlich absurden Mechanik zermalmt. Ein großer, verstörender Klagegesang.

Das Buch erschien 1933 bei Gallimard und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Dies ist die erste deutsche Ausgabe.
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Wenn man von Pogromen liest, dann stellt man sich immer vor, daß das Totschlagen, die Diebstähle und die Vergewaltigungen, die damit verbunden sind, mitten in dem Lärm zersplitternder Fensterscheiben, gewaltsam aufgebrochener Türen und vor allem unter den Schreien der Opfer vor sich gehen. Man denkt nicht daran, daß die Pogrome immer psychologisch vorbereitet sind und daß Menschen getötet werden, die vor Furcht stumm sind. Das vollzieht sich wie die Dramen im Stummfilm.

Michel Matveev (1892 – 1969) hieß eigentlich Joseph Constantinovsky. Er stammte aus Odessa, von wo er nach den Pogromen 1919 floh. 1923 ließ er sich in Paris nieder und gehörte eine Zeitlang zum Kreis um Joseph Roth. Er studierte Kunst und wurde als Joseph Constant ein damals recht bekannter Bildhauer, dem noch heute ein kleines Museum in Tel Aviv gewidmet ist.