Ralph Jentsch
Alfred Flechtheim – George Grosz. Zwei deutsche Schicksale
Leseprobe
172 Seiten, zahlreiche Abbildungen
Fadenheftung, Festeinband
€ 23
ISBN: 978-3-938803-06-6
Erschienen: 07.04.2008
Am 8. Januar 1953 schrieb George Grosz aus New York nach Berlin: »Modern Museum stellte ein mir gestohlenes Bild aus (bin machtlos dagegen) sie habens von Jemand gekauft, ders gestohlen.« Dieses Bild, das berühmte Porträt von Max Herrmann-Neisse, hängt noch heute im Museum of Modern Art. Wie es dorthin kam und wie überhaupt mit den Kunstsammlungen von Alfred Flechtheim und George Grosz verfahren wurde, nachdem beide Deutschland hatten verlassen müssen, deckt Ralph Jentsch in diesem Buch auf.
Alfred Flechtheim (1878 – 1937) war bis zu Hitlers Machtergreifung einer der bedeutendsten Kunsthändler in Deutschland, George Grosz (1893 – 1959) einer der bedeutendsten Künstler. Weite Teile ihrer Sammlungen wurden mit Unterstützung des NS-Behördenapparats von Geschäftemachern übernommen und auf zwielichtigen Auktionen verkauft. Noch heute ist der Verbleib vieler Werke unbekannt. Flechtheim starb in Armut, seine Frau nahm sich am Vorabend ihrer angedrohten Deportation ins KZ das Leben.
Ralph Jentsch, Nachlaßverwalter von George Grosz, forscht seit vielen Jahren nach dem Verbleib der Bilder. Sein Buch liest sich wie ein Krimi, ist aber eine reale Geschichte von Betrug und Diebstahl – eine Geschichte, die längst nicht zu Ende ist.
Mein lieber Grosz, ich bin in Paris meine Galerien verließ ich. Da meine Künstler u. ich diffamiert sind, keine Chancen in Bln Geld zu verdienen. Ich bin geldlos und pleite. Wie es in Bln aussieht wird Dir Deine Frau geschildert haben. Für Leute wie Du, wie ich, wie Hofer, Kolbe ist da kein Platz. Es gibt nur parieren. – Der Führer hat gesagt, daß Leute wie wir, wie Mies, wie Klemperer entweder ins Zuchthaus oder Irrenhaus gehören. – Da er sein Wort hält u. nicht leer droht, sind alle Chancen dafür da. Meine Frau löst die Wohnung auf u. kommt dann her … sind arm wie Kirchenmäuse, und nervös. Flechtheim an Grosz, Oktober 1933
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Aus einem Buch, das von verschwundenen Bildern handelt, muß fast zwangsläufig ebenfalls ein Bild verschwinden. Das nebenstehende Porträt von Alfred Flechtheim wäre gerne auf Seite 12 erschienen, aber nur die Legende hat es ins Buch geschafft. Wir bitten um Nachsicht.
Das Photo »Alfred Flechtheim in seiner Galerie am Lützowufer, Berlin, 1928. Links: Portrait Picasso von Juan Gris, 1912« läßt sich mit einem Mausklick rechts speichern (knapp 1 MB).