Kurt Wolff
Kurt Wolff – ein Literat und Gentleman

Leseprobe
292 Seiten, zahlreiche Abbildungen
17 × 24 cm, fadengeheftete Broschur, Gestaltung: Friedrich Forssman
€ 25
ISBN: 978-3-938803-01-1
Erschienen: Mai 2007
Herausgeber: Barbara Weidle
Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes

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Mit Beiträgen von Rolf Bulang, Christiane Clemm, Klara Drenker-Nagels, Brita Eckert und Sylvia Asmus, Friedrich Forssman, Wolfram Göbel, Bernhard Hartmann, Friedrich Pfäfflin, Ursula Seeber, Klaus Wagenbach und Stefan Weidle, Karl Wagner, Thedel von Wallmoden, Barbara Weidle, Jürgen Wilde, Christian Wolff, Kurt Wolff.

Dieser opulente Band zu Leben und Werk des Verlegers Kurt Wolff (1887 – 1963) begleitet eine Ausstellung, die im Mai 2007 im August Macke Haus, Bonn, eröffnet wird und anschließend in der Deutschen Nationalbibliothek Frankfurt und im Literaturhaus Wien zu sehen ist.

Das Buch widmet sich einzelnen Aspekten dieses vielseitigen Lebens, dazu bietet es Auszüge aus Wolffs Tagebüchern und unveröffentlichte Briefe von Künstlern und Autoren. Auch die Jugend Kurt Wolffs in Bonn und sein familiärer Hintergrund werden beleuchtet. Die Zeit im Exil wird gleichfalls dargestellt, ebenso Wolffs Beziehungen zur bildenden Kunst.
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Kurt Wolff wurde 1887 in Bonn geboren. Noch während des Germanistik-Studiums trat er in den Rowohlt-Verlag, Leipzig, ein, den er nach kurzer Zeit von Ernst Rowohlt übernahm und als Kurt Wolff Verlag weiterführte. 1930 beendete er zunächst seine verlegerische Arbeit und lebte auf Reisen, bis er sich nach 1933 in Frankreich, dann als Betreiber einer Pension in Italien und später wiederum in Frankreich niederließ. 1941 konnte er mit seiner zweiten Frau, Helen, und seinem Sohn Christian durch Vermittlung von Varian Fry in die USA emigrieren, wo er 1942 in New York den Verlag Pantheon Books gründete. 1959 übersiedelte er mit Helen Wolff in die Schweiz und betreute bis zu seinem Tod 1963 die Helen and Kurt Wolff Books, die als Imprint bei Harcourt, Brace & World erschienen. Kurt Wolff war nicht nur Verleger, sondern auch Herausgeber, Kunstliebhaber, Hörfunkautor, Hotelier und passionierter Briefschreiber – mit großem Talent zur Freundschaft.
In die Geschichte eingegangen ist Kurt Wolff vor allem durch seine Schriftenreihe »Der Jüngste Tag«, in der Franz Kafka, Emmy Hennings, Franz Werfel, Johannes R. Becher, Carl Sternheim und viele andere Autoren des Expressionismus publizierten. Mit Heinrich Manns Der Untertan und Gustav Meyrinks Der Golem gelangen Wolff in den 10er Jahren Bestseller.

Kurt Wolff im Gespräch mit Herbert G. Göpfert in Lugano, 1962:
»[1906 / 07] Da nahm mich Gundolf einmal auf einen langen, wunderschönen Sonntag mit nach Bingen zu George, das einzige Mal, daß ich George erlebt habe in Fleisch und Blut, ein unvergleichlicher und unvergeßlicher Tag, und ich erinnere mich des Spaziergangs über die rheinischen Schieferberge mit George, wo ich nun in meiner jugendlichen, harmlosen Naivität den armen Mann ausfragte. Ich wußte doch, er war mit d'Annunzio gut bekannt, ich wußte auch, daß er regelmäßig diese Mallarmé-Abende besucht hatte, ich wußte, daß er Verlaine in Paris noch gut gekannt hatte, es war doch schrecklich aufregend für einen Jungen von 20 Jahren, nicht wahr, darüber was zu erfahren. Ich war sogar erst 19 Jahre, glaube ich, und reizend, lieb, unermüdlich antwortete er mir und erzählte mir eine gute Stunde, und dann blieb er plötzlich stehen und sagte: Ham's nicht genug Literatur gehört, wollen wir nun nicht ein bißchen Natur genießen?«

Friedrich Gundolf über Kurt Wolff, 1907:
»Gestern hab ich hier einen sehr liebenswürdigen Menschen kennen lernen. Er dient hier, studirt Germanistik, BLOND, 19 Jahre, einen Kopf größer als ich, fein, hübsch, beflissen, bescheiden, gesittet, nicht umwerfend, und wohl nicht sehr substanzlich, aber von einer rührenden, fragenden und suchenden Geistigkeit und Jungheit – von jener erwünschten Dumpfheit und Deutschheit, über den Weg und die Mittel noch ziemlich ahnungslos – Kurz einer der jungen Menschen, die zur Bildung der Atmosphäre und zur
Hebung des Niveaus so bedurft werden.«

Robert Musil über Kurt Wolff, 1914:
»Wolff: Groß. schlank. Blond.
Grauenglisch angezogen. Elegant. Weiches Haar.
Glattrasiert. Jünglingsgesicht.
Blaugraue Augen, die sich verhärten können.«

Kurt Wolff an Franz Kafka am 3 . November 1921:
»Aus aufrichtigem Herzen kommt mir die Versicherung, daß ich persönlich kaum zu zwei, dreien der Dichter, die wir vertreten und an die Öffentlichkeit bringen dürfen, innerlich ein so leidenschaftlich starkes Verhältnis habe wie zu Ihnen und Ihrem Schaffen.
Sie dürfen die äußeren Erfolge, die wir mit Ihren Büchern erzielen, nicht als Maßstab der Arbeit, die wir an den Vertrieb wenden, nehmen. sie und wir wissen, daß es gemeinhin gerade die besten und wertvollsten Dinge sind, die ihr Echo nicht sofort, sondern erst später finden, und wir haben noch den Glauben an die deutschen Leserschichten, daß sie einmal die Aufnahmefähigkeit haben werden, die diese Bücher verdienen.«

Ausstellung im Literaturhaus Wien

Kurt Wolff in Leipzig, um 1913 - Photo: Frank Eugene

Kurt Wolff mit Rabindranath Tagore, München 1921

Helen und Kurt Wolff, 1941

Kurt Wolff mit Jacques Schiffrin im Büro von Pantheon Books, New York, 40er Jahre

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